Aktuell Griechenland 16. Juni 2023

Griechenland: Schiffsunglück unterstreicht Notwendigkeit für legale Zugangswege nach Europa

Das Bild zeigt ein überladenes Schiff mit hunderten Menschen aus der Vogelperspektive

Ein von der griechischen Küstenwache veröffentlichtes Foto zeigt den Fischkutter Adriana mit hunderten Menschen an Bord. 

Bei einem Schiffbruch vor der Küste Griechenlands starben am frühen Mittwochmorgen mindestens 79 Menschen. 567 Personen werden noch vermisst, darunter offenbar 100 Kinder. Es muss dringend eine unabhängige Untersuchung eingeleitet werden, um die Umstände des Vorfalls zu klären.

Adriana Tidona, Expertin für Migration bei Amnesty International, kommentierte den Schiffbruch folgendermaßen:

"Hier handelt es sich um einen Schiffbruch unvorstellbaren Ausmaßes. Diese Toten waren vermeidbar. Wir fordern dringend eine gründliche, unabhängige und unparteiische Untersuchung der Ursachen des Vorfalls, sowie das Bereitstellen von Hilfe und Unterstützung für die Überlebenden. Viele Fragen sind offen. Warum wurde der Such- und Rettungseinsatz nicht früher eingeleitet? Wieso ist das Boot gekentert? Transparenz, Wahrheit und Gerechtigkeit müssen sichergestellt werden – für die Überlebenden und ihre Familien sowie für diejenigen, die ums Leben gekommen sind.

Während die Welt darauf wartet, dass die Überlebenden die Möglichkeit erhalten, ihre Version des Vorfalls darzulegen, ist Amnesty International besorgt über die mangelnde Klarheit der Angaben griechischer Behörden.

Die griechische Küstenwache gab an, nicht näher benannte Personen an Bord hätten ihre Hilfe 'verweigert' und den Wunsch geäußert, nach Italien weiterzufahren. Auf dem Boot befanden sich Hunderte Menschen, die unmöglich alle gefragt werden konnten. Die griechische Regierung hatte eine individuelle Verantwortung gegenüber jedem*r einzelnen Passagier*in auf dem Boot, das ganz eindeutig in Seenot war.

Es muss dringend eine Untersuchung eingeleitet werden, um die Umstände des Vorfalls zu klären. Dies ist der jüngste Vorfall in einer Reihe von Schiffbrüchen in verschiedenen europäischen Seenotrettungszonen, die absolut vermeidbar gewesen wären. Heute trauern Familien um ihre Angehörigen, und noch weitaus mehr Menschen sind auf der Suche nach Vermissten. Europäische Politiker*innen hätten diesem Schiffbruch vorbeugen können, indem sie mehr sichere und legale Zugangswege nach Europa schaffen. Nur so können diese Toten verhindert werden."

Tweet von Amnesty International:

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Hintergrund

Amnesty International appelliert dringend an die griechischen Behörden, konkrete Informationen zu veröffentlichen und näher auszuführen, weshalb nicht rechtzeitig ein Rettungseinsatz eingeleitet wurde. Auch die europäische Grenzschutzagentur Frontex ist aufgefordert, die von ihr gesammelten Informationen und Luftbilder bereitzustellen. Diese Informationen werden unverzichtbar sein, um die Vorfälle zu rekonstruieren, da das Boot bereits am Dienstag von einer Frontex-Drohne gesichtet wurde.

Amnesty International fordert die griechischen Behörden auf, den Überlebenden dieses traumatischen Ereignisses sowie ihren Familien Zugang zu angemessener psychologischer Unterstützung und Betreuung einzuräumen. Zudem müssen Überlebende die Möglichkeit erhalten, sich mit ihren Familien in Verbindung zu setzen. Angehörige müssen in die Lage versetzt werden, vermisste Personen zu melden. Alle Überlebenden sind in einem sicheren Umfeld unterzubringen.

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