Aktuell Usbekistan 18. Juli 2014

Freiheit für Dilorom Abdukadirova

Dilorom Abdukadirova verbüßt eine 18-jährige Haftstrafe und es wird befürchtet, dass sie im Gefängnis gefoltert wird.

Dilorom Abdukadirova verbüßt eine 18-jährige Haftstrafe und es wird befürchtet, dass sie im Gefängnis gefoltert wird.

Dilorom Abdukadirova wurde festgenommen, weil sie sich im Mai 2005 wie Tausende andere an Protesten gegen die desolate wirtschaftliche Lage in Usbekistan beteiligt hat. In Haft wurde sie offensichtlich gefoltert und in einem unfairen Gerichtsverfahren wegen "versuchten Umsturzes der verfassungsmäßigen Ordnung" zu zehn Jahren Haft verurteilt. In einem weiteren Prozess wurde die Haftstrafe auf 18 Jahre ausgeweitet, weil sie angeblich gegen Gefängnisregeln verstoßen hatte.

Am 13. Mai 2005 nahm Dilorom Abdukadirova zusammen mit zehntausenden Menschen an einer Demonstration in Andischan in Usbekistan teil. Die Bäuerin aus Andischan ging an diesem Tag auf die Straße, weil sie dachte, Präsident Karimov wäre auch dort, um sich die Sorgen der Bürger anzuhören. Stattdessen eröffneten Sicherheitskräfte plötzlich das Feuer auf die meist friedlich Demonstrierenden und töteten Hunderte von ihnen. Dilorom Abdukadirova konnte den Schüssen entgehen und über Kirgisistan nach Australien fliehen.

Am Flughafen verhaftet

Um wieder bei ihrer Familie sein zu können, kehrte Dilorom Abdukadirova im Januar 2010 nach Usbekistan zurück. Die Behörden hatten ihr zuvor wiederholt zugesichert, dass ihr bei der Einreise nach Usbekistan keine Gefahr drohe. Doch bei der Ankunft am Flughafen von Taschkent wurde sie umgehend festgenommen und vier Tage lang festgehalten, bevor sie ihren Mann und die vier Söhne in Andischan besuchen konnte. Im März 2010 verhaftete man Dilorom Abdukadirova dann ein zweites Mal. Die Anklage warf ihr vor, sie habe versucht, die verfassungsmäßige Ordnung in Usbekistan zu stürzen. Außerdem habe sie durch ihre Flucht illegal das Land verlassen.

Nachdem Dilorom Abdukadirova zwei Wochen in einer Zelle in der Polizeistation von Andischan saß, ohne dass ein Rechtsbeistand sie besuchen konnte, fand im April 2010 ihr Prozess statt. Ihre Familie war schockiert. Dilorom Abdukadirova war deutlich abgemagert und hatte das Gesicht voller Prellungen und Blutergüsse. Außerdem wunderten die Kinder und ihr Mann sich darüber, dass sie vor Gericht kein Kopftuch trug. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass die gläubige Muslimin freiwillig darauf verzichten würde.

Zwei Prozesse. 18 Jahre Haft.

Am Ende des Prozesses standen für Dilorom Abdukadirova zehn Jahre und zwei Monate Haft. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sie die Verfassung ihres Landes stürzen wollte.

Das Urteil hielt die Familie nicht davon ab, sich bei den usbekischen Behörden über die Misshandlung ihrer Mutter und Ehefrau während der Haft zu beschweren.

2012 kam es zu einem weiteren Gerichtsverfahren. Dieser Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Frauengefängnis der usbekischen Hauptstadt Taschkent statt. Dilorom Abdukadirova habe Gefängnisregeln verletzt, so die Anklage. Ihre ohnehin schon drakonische Strafe wurde durch diesen Prozess um weitere acht Jahre verlängert.

Die Mutter von vier Söhnen sitzt nach wie vor im Gefängnis. Ihre Familie befürchtet, dass Dilorom Abdukadirova in Haft weiterhin misshandelt wird.

Lesen Sie hier den Länderbericht zu Folter in Usbekistan.

Hier erfahren Sie mehr über unsere aktuelle Kampagne "Stop Folter"

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