Aktuell Tunesien 16. Januar 2012

Tunesien: Menschenrechte in die neue Verfassung

Demonstration von Amnesty-AktivistInnen in Tunesien: Die Verfassung muss grundlegende Menschenrechte garantieren

Demonstration von Amnesty-AktivistInnen in Tunesien: Die Verfassung muss grundlegende Menschenrechte garantieren

14. Januar 2012 - Mitte Januar 2011 floh der damalige tunesische Präsident Ben Ali nach Saudi Arabien. Der Sturz von Ben Ali war der Ausgangspunkt für die Hoffnung, dass damit das repressive Herrschaftsystem beendet wird. Heute - ein Jahr später - hofft das tunesische Volk darauf, dass seine Menschenrechte geschützt und in der neuen Verfassung verankert werden.

Im Oktober 2011 wurde in den ersten freien und fairen Wahlen Tunesiens eine konstituierende Nationalversammlung gewählt. Amnesty International fordert diese auf sicherzustellen, dass die neue Verfassung grundlegende Garantien beinhaltet, welche die tunesischen BürgerInnen vor Menschenrechtsverletzungen wie Folter, willkürlichen Festnahmen und unfairen Verfahren schützen.

Unter Ben Ali ging der Schutzcharakter der Verfassung, grundlegende Menschenrechte zu gewährleisten, verloren. Stattdessen wurden von den Behörden neue Gesetze erlassen, die die tunesischen BürgerInnen noch mehr unterdrückten. Der Sicherheitsapparat und das Justizsystem folgten weniger dem Gesetz als der Obrigkeit und wurden überdies dazu genutzt, um gegen jede Person gewaltsam vorzugehen, die sich gegen Unterdrückung oder soziale Ungerechtigkeiten auflehnte.

Aus Fehlern der Vergangenheit lernen

Die neue Nationalversammlung hat nun die Möglichkeit, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen. In Tunesiens nächster Verfassung kann sie grundlegende Menschenrechte garantieren und auch, dass jene, die diese verletzen, zur Rechenschaft gezogen werden. Sie kann sicherstellen, dass Menschenrechte, die in von Tunesien unterzeichneten internationalen Abkommen verankert sind, vor einem Gericht eingeklagt werden können.

Sie kann die Unabhängigkeit der Justiz garantieren und die Sicherheitskräfte wieder auf jenen Platz verweisen, auf dem sie sein sollten: strikt im rechtsstaatlichen Rahmen. Sie kann darüber hinaus sicherstellen, dass wirtschaftliche und soziale Rechte mehr als nur ein Versprechen sind.

Es wird mehr als eine neue Verfassung brauchen, um Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. Doch eine Verfassung, die Menschenrechte mit einschliesst, ist ein machtvolles Instrument, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern.

Rufen Sie jetzt den Vorsitzenden der NCA, Mustapha Ben Jaafar auf, die Verankerung von Menschenrechten in der neuen Verfassung zu garantieren.

Zur deutschsprachigen Aktion auf der Website von Amnesty International Österreich.

Weitere Informationen

Bericht mit detaillierten Empfehlungen zur Verankerung der Menschenrechte in der tunesischen Verfassung in englischer Sprache

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