Venezuela: Aktivistin für sexuelle und reproduktive Rechte ist frei!

Die Urgent Action ist beendet

Vannesa Rosales kam am 21. Juli endlich aus der Haft frei. Sie war drei Monate im Gefängnis und stand anschließend sechs weitere Monate unter Hausarrest. Die Lehrerin und feministische Aktivistin wurde strafrechtlich verfolgt, weil sie sich für sexuelle und reproduktive Rechte eingesetzt hatte. Bei der Anhörung am 21. Juli wies das Gericht die Klage gegen Vannesa Rosales zurück und stellte das Verfahren gegen sie ein.

Eine junge Frau trägt eine blaue Jacke und eine schwarze Brille.

Die venezolanische Lehrerin und Aktivistin Vannesa Rosales

Sachlage

Im Oktober 2020 war Vannesa Rosales auf die Bitte einer Frau und ihrer 13-jährigen Tochter um Unterstützung eingegangen. Das Mädchen, ihre Schülerin, war von einem Mann aus der Nachbarschaft vergewaltigt worden und schwanger. Bei einer vorherigen medizinischen Untersuchung hatte man der Mutter mitgeteilt, dass die Schwangerschaft für ihre Tochter lebensgefährlich sei.

Nach einer rechtswidrigen Durchsuchung ihres Hauses am 12. Oktober 2020 wurde Vannesa Rosales willkürlich festgenommen. Später wurde sie wegen Anstiftung von Dritten zur Abtreibung, krimineller Vereinigung und Verschwörung angeklagt, weil sie einer 13-Jährigen Informationen zum Schwangerschaftsabbruch zur Verfügung gestellt und sie auf Wunsch der Mutter dabei unterstützt habe. Sie stand seit dem 11. Januar 2021 unter Hausarrest und wartete mehr als sechs Monate auf ihre Anhörung.

Seit ihrer Festnahme haben sich sowohl venezolanische als auch internationale NGOs wie 100%Estrógeno und Women's Link unermüdlich für Vannesa Rosales eingesetzt. Eine Woche, nachdem Amnesty International in einer Urgent Action die Anhörung und Einstellung des Verfahrens gegen die Feministin gefordert hatte, fand die Anhörung statt: Das Verfahren gegen Vannesa Rosales wurde eingestellt, es sind keine Klagen gegen sie anhängig – und sie ist frei.

Die Festnahme von Vannesa Rosales steht im Zusammenhang mit der systematischen Unterdrückung und Kriminalisierung von Menschenrechtsverteidiger_innen in Venezuela. Landesweit sind alle, die sich für Menschenrechte einsetzen, ständiger Schikanierung und Stigmatisierung ausgesetzt. Viele von ihnen sind das Ziel von Repressalien wie Drohungen, öffentlicher Stigmatisierung, willkürlichen Festnahmen und Angriffen auf ihre körperliche Unversehrtheit.

Amnesty International wird sich weiterhin für den Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen in Venezuela sowie für die Förderung sexueller und reproduktiver Rechte im Land einsetzen. Sexuelle und reproduktive Rechte sind in Venezuela, dessen Gesetzgebung in diesem Bereich zu den restriktivsten in ganz Lateinamerika gehört, stark eingeschränkt.

Vielen Dank allen die sich für Vannesa Rosales eingesetzt haben. Weitere Aktionen des Eilaktionsnetzes sind derzeit nicht erforderlich.