Amnesty Indien 28. Mai 2011

Tödliche Wolke

Pestizidfabrik in Bhopal, Zentralindien, 2004

Pestizidfabrik in Bhopal, Zentralindien, 2004

Es ist kurz vor Mitternacht, als das Unglück geschieht: Nach der Explosion eines Gastanks entweichen am 2. Dezember 1984 35 Tonnen tödlicher Chemikalien aus der Pestizidfabrik der US-Firma Union Carbide Corporation (UCC) in Bhopal, Zentralindien. Rund eine halbe Million Menschen sind den Giftstoffen ausgesetzt. Unmittelbar nach dem Unfall sterben bis zu 10.000 Menschen, mindestens 15.000 erliegen in den Folgejahren ihren Verletzungen.

Bhopal steht seitdem für eine der größten Chemiekatastrophen der Geschichte. UCC, heute Tochterunternehmen der amerikanischen Dow Chemical Company, weigert sich, Verantwortung für das Unglück zu übernehmen. Noch immer leiden mehr als 100.000 Menschen an den Folgen, an Lungenerkrankungen, Krebs und Unfruchtbarkeit. Babys kommen missgebildet zur Welt. Das Firmengelände und das Trinkwasser sind verseucht. Keines der Opfer hat eine angemessene Entschädigung erhalten. Viele Anwohnerinnen und Anwohner Bhopals können aufgrund von Gesundheitsproblemen nicht arbeiten und geraten dadurch noch tiefer in Armut.

Amnesty International fordert, dass die Opfer Wiedergutmachung erhalten, das Firmengelände gereinigt wird und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Zum 25. Jahrestag erinnerte Amnesty im Dezember 2009 in Berlin und anderen Städten mit Mahnwachen an die Katastrophe. Wenige Wochen zuvor hatten Betroffene aus Bhopal auf einer von Amnesty mitorganisierten Bustour durch neun deutsche Städte auf ihr Schicksal aufmerksam.

Im Juni 2010 sprach ein Gericht in Bhopal sieben indische ehemalige UCC-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter wegen fahrlässiger Tötung schuldig. Die Verantwortlichen in den USA wurden bis jetzt nicht belangt. Amnesty wird daher auch in Zukunft gemeinsam mit den Betroffenen für die Rechte der Menschen kämpfen, die in Bhopal leben und nach wie vor unter den Folgen der Katastrophe leiden.

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