Amnesty Report 19. Mai 2017

Malawi 2017

Amnesty Report 2016 / 2017

Sowohl die Angriffe auf Menschen mit Albinismus als auch deren gesellschaftliche Ausgrenzung hielten an. Mindestens sieben Menschen mit Albinismus wurden getötet und ihre Leichen verstümmelt. Die Polizei unterdrückte gewaltsam Proteste von Studierenden gegen eine Erhöhung der Studiengebühren. Oppositionspolitiker wurden festgenommen und wegen staatsgefährdender Aktivitäten angeklagt.

DISKRIMINIERUNG – MENSCHEN MIT ALBINISMUS

Menschen mit Albinismus wurden auch im Jahr 2016 Opfer gewalttätiger Angriffe und Verstümmelungen. Obwohl hochrangige Regierungsvertreter einschließlich des Präsidenten die Vorfälle öffentlich verurteilten, wurde den Opfern und ihren Familien nach wie vor keine Gerechtigkeit zuteil, und sie erhielten keine Entschädigung für ihr Leid.

Zur Unterstützung der Verfolgung von Straftaten gegen Menschen mit Albinismus wurde im März 2016 ein Sonderrechtsberater ernannt. Im Juni und Juli 2016 nahm das Parlament Änderungen des Anatomiegesetzes und des Strafgesetzbuchs an, die höhere Strafen für den Verkauf von Körpergewebe und den Besitz von Leichen oder menschlichem Gewebe vorsahen. Beide Gesetze traten im September 2016 in Kraft.

Im Jahresverlauf wurden mindestens sieben Menschen mit Albinismus getötet. Zahlreiche weitere wurden Opfer von Angriffen. Unter denen, die von kriminellen Banden ermordet wurden, befanden sich die erst 23 Monate alte Whitney Chilumpha und der neunjährige Harry Mokoshoni.

Unbekannte töteten und verstümmelten im Mai 2016 Fletcher Masina, einen Mann mit Albinismus, als dieser in seinem Garten arbeitete.

Im Juli 2016 überfielen Unbekannte in der Ortschaft Mweneipenza 5 an der Grenze zu Tansania Lucia Kainga und schnitten ihr die rechte Hand ab. Einer der Angreifer hatte ihren Mann dazu gebracht, die Tür zu öffnen, indem er vorgab, Hilfe zu benötigen.

Am 19. August 2016 wurde ein Dorfvorsteher festgenommen, der im Bezirk Phalombe versucht hatte, einen sieben Jahre alten Jungen mit Albinismus zu verkaufen. Er befand sich Ende des Jahres in Untersuchungshaft und wartete auf seinen Prozess.

Die Unwissenheit innerhalb der Gesellschaft und die bestehende Stigmatisierung trugen dazu bei, dass Menschen mit Albinismus ihre wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte weitestgehend vorenthalten wurden. So waren sie u. a. von Armutsbekämpfungsprogrammen der Regierung ausgeschlossen; in den Schulen fehlte es ihnen an Unterstützung bei Mobbing und Lernproblemen; ihren speziellen medizinischen Bedürfnissen wurde nicht Rechnung getragen, und sie hatten keine Erwerbsmöglichkeiten.

UNTERDRÜCKUNG ANDERSDENKENDER

Im Februar 2016 wurden drei Parlamentsabgeordnete der Malawischen Kongresspartei (Malawi Congress Party) festgenommen. Bei ihnen handelte es sich um Jessie Kabwila, Pressesprecherin der Partei, sowie um Ulemu Msungama und Peter Chankwantha. Sie wurden im Zusammenhang mit Mitteilungen in sozialen Medien wegen staatsgefährdender Aktivitäten angeklagt und gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. Die Festnahmen verstießen gegen bestehende Maßnahmen zum Schutz von Parlamentsmitgliedern vor der Inhaftierung.

Im Juli 2016 protestierten Studierende der Universität von Malawi gegen die von der Regierung angeordnete Verdreifachung der Studiengebühren. An der Fakultät Chancellor College in Zomba stürmte die Polizei Studentenwohnheime und setzte Tränengas gegen Studierende ein, die in ihren Zimmern Schutz suchten. Auf einem Video war zu sehen, wie Polizisten zwei Studentinnen schlugen. Im Juli 2016 wurden 14 Studierende der Polytechnischen Fakultät der Universität Malawi bei Blantyre festgenommen und wegen Handlungen angeklagt, die "dazu geeignet sind, den öffentlichen Frieden zu stören". Sie kamen später gegen Kaution frei. Elf Studierende der Fakultät für Krankenpflege (Kamuzu College of Nursing) wurden ebenfalls festgenommen und wegen "Aufwiegelung zur Gewalt" angeklagt. Auch sie kamen später gegen Kaution frei.

Weitere Artikel